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Yvonne lächelt und ist umgeben von Weinreben - Beitragsbild von Lexware Tell Your Story

Haus, Hof, drei Kinder – und ein eigenes Unternehmen

Yvonne Andres ist sie Winzerin, Mehrfach-Gründerin und hat eine Familie mit drei Kindern. Im Interview erzählt sie, wie sie Unternehmertum und Familie unter einen Hut bringt.

Mutter, Vater und drei Kinder stehen im Garten - Beitragsbild von Lexware Tell Your Story

Du hast nicht nur eine Familie gegründet, sondern auch mehrere Unternehmen. War das schon immer dein Ziel?

Yvonne: Ich war nie die Frau, die „nur“ mit der Aufgabe Kinder und Haushalt zufrieden ist. Als angeheiratete Frau aus nichtlandwirtschaftlicher Abstammung wurde mir anfangs diese Rolle zugeschrieben. Doch mein Mann und ich kommen aus einer Generation, die sich durchsetzt und eigene Ziele und Visionen verfolgt.

Gemeinsam mit meinem Mann Jürgen führe ich das Weingut Lilienthal Weine. Mehrere Jahre arbeitete ich als Flugbegleiterin und lernte durch meinen Mann die Leidenschaft zum Wein kennen. Vor ein paar Jahren erlitt mein Mann einen gesundheitlichen Rückschlag. Von da an tauschte ich mein Leben von der Weltenbummlerin zur Winzerin und führe seit 2015 an den Betrieb mit ihm gemeinsam. Ebenso bin ich Gründerin der Wermut-Linie Lou-Marie und der Kosmetiklinie Lilienthal Cosmetics.

Du bist Geschäftsführerin eines Betriebs und hast mehrere Unternehmen gegründet. Hattest du dabei mit Hürden zu kämpfen?

Yvonne: Ich denke, es ist immer eine Herausforderung und ein Abenteuer zugleich, mit Kindern ein Unternehmen zu gründen, zu übernehmen und zu führen. Gerade bei der Übernahme des Betriebes von der älteren Generation gab es einige Hürden, doch diese gemeinsam zu meistern hat uns als Team und Familie auch gestärkt und uns mit jeder Situation lernen und wachsen lassen.

Als Mutter denke ich, sehen immer mehr Frauen die Selbstständigkeit als Chance, Familie und Beruf zu vereinbaren. Leider wird es Müttern oft noch schwer gemacht, sich im Berufsleben voll auszubreiten. Frauen mit Kindern werden im Job allgemein immer noch sehr unterschätzt oder auch falsch eingeschätzt.

Yvonne lächelt in die Kamera und steht im Freien
Immer mehr Frauen führen Betriebe und zeigen sich nach außen.
Yvonne Andres

Eine große Rolle spielen auch die Betreuungsmöglichkeiten: Kitaplätze haben lange Wartelisten. Auch fest verankerte Rollenbilder unserer Gesellschaft und Strukturen, die sich nur langsam ändern, tragen ihren Teil dazu bei. Diese Rollenbilder gilt es weiter aufzubrechen und zusätzliche Betreuungsmöglichkeiten müssen geschaffen werden.

Du setzt dich als erfolgreiche Winzerin für das Thema Vereinbarkeit von Familie und Karriere ein. Ist das Weinhandwerk eine männerdominierte Branche?

Yvonne: Lange Zeit war es nicht selbstverständlich, dass in dem eher von bäuerlicher Tradition geprägtem Handwerk Frauen das Weingut übernehmen oder führen. Man lebte nach dem klassischen Rollenmodell. Der Sohn hat den Betrieb übernommen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Immer mehr Frauen führen Betriebe und zeigen sich nach außen. Ich selbst als angeheiratete Frau aus nichtlandwirtschaftlicher Abstammung wurde anfangs auch in dem Rollenbild der Frau, Haus, Kinder, Hof gesehen.

Doch mein Mann und ich wollten aus den Stereotypen ausbrechen und gemeinsam etwas Neues schaffen. Es hat auch Kraft gekostet, den Betrieb nach unseren Vorstellungen und gegen die Erwartungen der vorangehenden Generation umzugestalten. Doch für uns war und ist es der einzig richtige Schritt gewesen, die Kompetenzen gleich zu verteilen und den Betrieb zukunftsweisend aufzustellen.

In Deutschland sind berufstätige Frauen noch viel häufiger als Männer für den Großteil der Care Arbeit verantwortlich. Wie bringst du Familie und Unternehmerinnendasein unter einen Hut?

Yvonne: Ich vereinbare Familie und Beruf durch Unterstützung meiner Familie. Meine Mutter unterstützt mich in allen Bereichen. Wenn man sich entscheidet Familie und Beruf zu leben, dann ist Support wichtig. Mein Mann kümmert sich natürlich auch um die Kinder, Hobbys, Schule usw. Ich weiß das sehr zu schätzen, meine Familie um mich herum zu wissen.

Ebenso teile ich mir die Arbeit meistens auch über den Tag so ein, dass ich meistens den Nachmittag frei für die Kinder nutze. Ich für mich habe gemerkt, dass ich produktiver bin, wenn ich weniger Zeit zur Verfügung habe für und bei der Arbeit. Es müssen keine acht Stunden am Tag sein.

3 Tipps von Yvonne Andres

Familie und Unternehmen vereinbaren

  • Tipp 1: Hilfe annehmen! Mache dich frei von dem Gedanken, alles alleine machen zu müssen. Hole dir Unterstützung egal in welchen Bereichen, ob Haushalt oder in der Selbständigkeit.
  • Tipp 2: Betreuung gut organisieren! Es gibt verschiedene Angebote, die man nutzen kann. Baut euch Netzwerk auf unter Familie, Freunden, nutzt Betreuungsangebote etc.
  • Tipp 3: Verabschiede dich von deinem schlechten Gewissen! Du liebst deine Arbeit und auch das brauchst du, um glücklich und erfüllt zu sein. Das ist ok so, denn eine glückliche und vollkommen erfüllte Mutter ist eine gute Mutter!

Welche Rolle spielen Väter beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Yvonne: Vereinbarkeit soll keine Frauensache sein. Als Paar muss man sich einig sein, wie man Familie und Beruf leben möchte. Sind Vater und Mutter weitestgehend gleichgestellt, sind dies auch Werte wie Verantwortung und Zusammenhalt, die wir unseren Kindern aufzeigen und mit auf den Weg geben. Wir sind Vorbilder und was wir unseren Kindern vorleben, wird sie für ihr eigenes Leben prägen.

Was muss in Deutschland passieren, dass wir mehr Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum leben?

Yvonne: In Deutschland benötigen wir eine Kultur der Vereinbarkeit. Vereinbarkeit ist keine Frauensache, es betrifft beide Geschlechter. Eine offene Denkweise in allen Bereichen der Gesellschaft, Politik und auch Unternehmen ist wichtig. Wir brauchen   Rahmenbedingung für Eltern, damit sie sich optimal einbringen können. Veraltete Rollenbilder, in der arbeitende Mütter von vornherein  die Rabenmütter sind, gehören aufgelöst, ausreichend Betreuungsmöglichkeiten sowie auch verschiedene Modelle für die Elternzeit müssen geschaffen und umgesetzt werden.

Hier geht’s zur Webseite: WWW.LILIENTHAL-WEINE.DE

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© Foto Credits:
Lena Geib

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