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Vier Frauen stehen vor einem Gebäude und lächeln - Beitragsbild von Lexware Tell Your Story

Mutter und Selbstständigkeit? Selbstverständlich!

Ekaterina Arlt-Kalthoff ist Mutter und Gründerin von “Mami Poppins” und “StartUp MOM”. Dass sie heute Unternehmerin ist, hätte sie sich als junge Frau kaum träumen lassen: Sie hat als erste aus ihrer Familie den Weg der Selbstständigkeit gewählt. „Aufgrund meiner Herkunft aus Bulgarien, einem ehemals sozialistischen Land, hatte ich Unternehmerinnentum als Option nie wirklich auf dem Schirm“, sagt sie. Doch nach ihrem BWL-Studium mit Fokus auf den Bereichen Marketing, Consulting und Unternehmensführung ergriff sie schließlich die Chance, sich etwas Eigenes aufzubauen. Im Interview hat sie uns verraten, wie es dazu kam und wie sie heute andere Mütter motiviert, sich selbstständig zu machen.

Portrait von Ekatarina - Beitragsbild von Lexware Tell Your Story

Ekaterina, wie kamst du zur Selbstständigkeit?

Ekaterina: Als mich immer mehr Gründerinnen und Gründer aufgrund meiner Marketing-Expertise um Rat fragten, brachte mich das auf die Idee, mir etwas Eigenes aufzubauen – zunächst nebenberuflich. Der Sprung fiel mir aber nicht leicht. Ich suchte nach einer Spezialisierung und nahm mir viel zu viel Zeit. Ich war schließlich in der bequemen Lage, dass ich ein sicheres Gehalt aus meinem Angestelltenverhältnis hatte. Erst, als ich für einen großen Auftrag angefragt wurde, wagte ich den Sprung in die Vollzeit-Selbstständigkeit. Von da an war ich sieben Jahre als Expertin für Loyalitäts-, Bewertungs- und Social Media Marketing tätig und beriet deutschlandweit namenhafte Unternehmen.

2013 wurdest du schwanger. Warum hast du dich ab diesem Moment umorientiert?

Ekaterina: Ich machte mich 2014 auf die Suche nach einer neuen Businessidee, die es mir erlaubte, flexibler zu sein und immer für mein Kind da sein zu können. Als mein Kinderwagen kaputt ging und ich nach einer kurzzeitigen Vermietung für Kinderwagen vergeblich suchte, kam mir die Idee von Mami Poppins – die erste Kurzzeit-Kinderwagenvermietung in Deutschland.

Gerade für „Mompreneure“ ist Flexibilität der zentrale Antrieb, selbstständig zu arbeiten. Um Familie und Beruf gut vereinen zu können. Ist das auch bei dir so?

Ekaterina: Ja, die Flexibilität und der Freiraum, meine eigenen Ideen zu entwickeln ohne jemanden um Erlaubnis zu bitten oder ein Budget zugewiesen zu bekommen – das treibt mich an. Mein Geld = meine Entscheidung. Was ich tue und wie ich es mache – bestimme ich. Ich liebe auch den direkten Kundenkontakt. Im Austausch mit anderen entstehen neue Ideen. Außerdem fühlt es sich für mich wie ein Dienst an unserer Gesellschaft an, wenn ich andere Frauen beim Aufbau ihres eigenen Business helfe, denn die Startups von heute sind der Mittelstand von morgen das Rückgrat unserer Wirtschaft.

Die Flexibilität und der Freiraum, meine eigenen Ideen zu entwickeln ohne jemanden um Erlaubnis zu bitten oder ein Budget zugewiesen zu bekommen – das treibt mich an.

Das machst du mit StartUp MOM, einem Accelerator für gründende Mütter. Wie kam es dazu, dass du vor allem Gründerinnen mit Kindern fördern möchtest?  

In der Pandemie fragten mich Frauen aus meiner Mami Poppins Community, die nun um ihren Job fürchteten, ob ich ihnen Tipps geben könne, wie sie ein eigenes Business aufbauen. So wurde die Idee von StartUp MOM, dem ersten MOM Accelerator Deutschlands, geboren. Grundlage war die Erkenntnis, dass Mütter nicht nur Input brauchen, wie sie ein gutes Unternehmen gründen, sondern auch eine aktive Begleitung nach der ersten Gründungsphase. Von guten Mentorinnen, die selbst erfolgreiche Unternehmerinnen sind.

Der erste MOM Business Accelerator war in meinem Kopf geboren. Nur sollte dieser Accelerator besser auf die Bedürfnisse der Mütter angepasst werden – flexibel, digital, individuell anpassbar und vor allem ermutigend.

Was unterschiedet den MOM Accelerator von anderen Programmen?

Es gibt viele Acceleratoren, die nur die Unicors hochziehen wollen. Aber wir brauchen auch die Zebras, die das Rückgrat unserer Wirtschaft ausmachen. Wir wollen die mutigen Frauen, die gleichzeitig Familie und Startup managen wollen, empowern und nicht entmutigen. Wir sind die Geburtshelfe-rinnen für großartige Businessideen, die während der „Muttermorphose“ entstehen. So beschreiben wir die Lebensphase, in der eine Frau ein Kind bekommt: Dieser Lebensabschnitt ist so kreativ, denn da bekommt eine Frau einen neuen Blick auf die Welt und sieht neue Lösungen, die bisher fehlten. Und genau diese Ideen können bei uns im MOM Accelerator weiterentwickelt werden.

Es gibt viele Acceleratoren, die nur die „Unicorns“ hochziehen wollen. Aber wir brauchen auch die „Zebras“, die das Rückgrat unserer Wirtschaft ausmachen.

Warum brauchen Mütter, die Familie und Business gründen, besondere Förderung?

Mütter werden leider grundsätzlich unterschätzt. Sie gelten als unzuverlässig, weil sie kranke Kinder pflegen und die ganze Familie managen. Typische Vorurteile sind, dass Mütter nur den Kopf für ihre Kinder haben, aber nicht fürs Unternehmertum. Ich finde man tut ihnen unrecht.
Mütter wurden schon mal als ein Nischenmarkt bezeichnet. Fast die Hälfte aller Frauen ab 30 Jahren bekommen laut Statistik ein Kind. Das ist doch keine Nische! Businessideen von Müttern, die sich an andere Frauen oder Mütter richten, werden bei Pitch-Events oft als zu klein bewertet.

Mütter gründen anders, d.h. aber nicht, dass sich keinen Unternehmergeist haben. Die Regeln der Gründung müssen sich einfach ändern! Produkte oder Dienstleistungen, deren Zielgruppe Frauen oder Mütter sind werden von Pitch-Jurys oft nicht verstanden. Der Grund ist leider, dass immer noch die meisten Jurys nicht paritätisch besetzt sind. Das führt dazu, dass viele Gründerinnen seltener Finanzierungen bekommen oder Fördergelder, wie das Gründerstipendium. Daher brauchen wir auch dringend mehr Investorinnen. Daher habe auch ich mich als Business Angel im Female Investors Network ausbilden lassen.

Was möchtest du mit deinem Accelerator nachhaltig verändern und verbessern?

Meine Vision ist es, die Startup Welt diverser zu machen. Ich möchte Mütter, die gerne ihr eigenes Unternehmen und Startup gründen möchten, bestmöglich unterstützen. Frauen, die federführend die Care-Arbeit übernehmen, sitzen in der Teilzeit-Falle und sind von Altersarmut betroffen. Somit versuche ich auf meine Art und Weise, einen Beitrag gegen Arbeitslosigkeit und Altersarmut bei Müttern zu leisten. Ich möchte unsere Arbeits- und Wirtschaftswelt nachhaltig positiv beeinflussen: Die Startup Welt ist eine großartige kreative Wiese, die derzeit wenig Raum für die weibliche Art der Gründung zulässt. Daher müssen wir die Startup Welt und die dazugehörigen Programme „reloaden“ und diverser machen. Für mehr Vielfalt und einen positiven Effekt für alle.

Hier geht’s zur Webseite: STARTUP-MOM.DE

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© Foto Credits:
Michael Lübcke | Oliver Traschütz

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