Dajana Eder ist Consultant für Diversity im Web3. Was treibt sie an, warum hat sie ihr Unternehmen gegründet und was rät sie Gründer:innen? Im Interview mit Despina Borelidis.
"Frauen haben verpasst, Web1 und 2 von Anfang an aktiv mitzugestalten", sagt sie. Mit Web3 dürfe das nicht passieren. Deswegen veranstaltet Dajana Onboardings im Open Source-Konzept und berät Firmen. 2022 hat sie mit ihrem Unternehmen wom3n.DAO über 10.000 Frauen für Web3 fit gemacht. Ist es nicht riskant, sich in einem so abstrakten Raum aufzustellen? Warum hat sie es trotzdem getan und was ruft sie noch zögernden Gründer:innen zu? Wir haben sie interviewt.
Lexware: Dajana, was braucht es, um sich im Web3 selbständig zu machen?
Es braucht, wie bei jedem Thema, Selbstvertrauen und Glaube an die eigene Idee. In meinem Fall braucht es auch Ausdauer, viel Geduld und Expertise. Denn eine DAO in Deutschland zu gründen, ist nicht leicht. Für ein gutes Legal Setup braucht es eine versierte Rechts- und Steuerberatung. Es braucht verlässliche Mentor:innen und Investor:innen. Hinzu kommen das eigene Personal Branding und Sichtbarkeit.
Lexware: Ist es nicht riskant, sich in etwas so Abstraktem aufzustellen wie im Web3?
Ja schon, du musst locker bereit sein, dafür auf die Barrikaden zu gehen!
Lexware: Warum hast du es trotzdem getan?
Weil mich Web3 fasziniert. Weil sich nur wenige mit Diversity im Web3 auseinandersetzen. Weil ich als Early Adopter den Weg bereiten kann. Und weil ich eine gesellschaftliche Pflicht habe: Wissen, Zeit und Geld sind Privilegien, die ich nicht immer hatte. Jetzt habe ich sie, deswegen setze ich sie für andere ein.
Lexware: Was hat Diversity im Web3 anderen Räumen voraus?
In klassischen Räumen sind die Plätze begrenzt, im Web3 ist Platz für alle da. Alte Strukturen müssen oft erst aufgebrochen werden, das Web3 wird gerade entwickelt. Gerechte Teilhabe ist so von vornherein möglich. Und da Web3 uns alle betreffen wird, denke ich: Je eher wir es mitgestalten, umso besser.
Lexware: Du bist Early Adopter. Was war der höchste Preis, den du gezahlt hast?
Schlaf. Und Kraft für Überzeugungsarbeit. Ich habe schon viele rollende Augen gesehen. Auch die Gründung einer DAO hat ihren Preis. Aber es lohnt sich: Die Formel geht auf!
Lexware: Welche Tipps rufst du noch zögernden Gründer:innen zu?
Es ist Platz für deine Idee! Claime sie, auch wenn niemand auf sie wartet. Sie muss nicht perfekt sein. Bleib bei dem, wofür du brennst. Wenn es auch nischig ist und es andere Meinungen dazu gibt. Denk nicht nur ans Geld. Viele Gründer:innen modifizieren ihren Traum zu einem Produkt mit mehr Kaufanreiz. Verkaufen dann aber nur die Reste ihres Traums. Finde Menschen, die den Weg mit dir gehen: Du wirst Rückhalt und Ressourcen brauchen. Niemand steht für dich auf. Das musst du schon selbst. Wenn du an dich glaubst, fällt es dir leichter. You’ll never know if you don't try. Besser du gründest, statt daran zu vergehen, was passiert wäre.
Lexware: Wovon wünschst du dir in Zukunft mehr?
Wirtschaftlich, dass Innovationen in Deutschland nicht mehr in bestehende Formen gepresst werden. So verlieren wir Möglichkeiten und Unternehmen. Persönlich, dass Frauen ihre Chancen in einem binären System erkennen und nutzen. Dass sie mit ihrem Wissen über Web3 aktiv werden. Denn ich trage das Pferd gern zum Wasser. Aber trinken muss es schon selbst.