Vinyl-Schallplaten in einem Musikgeschäft. Copyright WOKANDAPIX von pixabay.com.

KI in Kunst: Wer macht die schlechtere Musik?

Jovanka von Wilsdorf ist Musikerin, Artist Coach und Creative AI-Consultant. Ihre Welt: KI in Musik, Prompt Battles, AI-Tastings und ein humanoider Roboter. Im Interview verrät sie, wie erfüllend die Arbeit mit KI ist und wir derzeit bei der richtigen Tool-Auswahl vor einem „Buffet-Problem“ stehen.

Hat KI dein Leben verändert?

Wessen nicht?

Dich hat sie bis nach Hongkong geführt: Du produzierst ein KI-Konzert mit Sophia the Robot!

Ja, als musikalische Leiterin hier zu sein ist toll! Ich binde Sophia ins Songwriting ein, gebe ihr Impulse, lasse sie „Spoken Word Pieces“ vergleichen, umschreiben und Eigensprachlichkeit reinbringen. Wir arbeiten quasi zusammen an Sophias Geschmack.

Verrückt.

Das ist es. Es ist auch ein Prozess, der mich kreativ sehr bereichert.

Ist KI für dich Kompromiss oder Katapult?

Katapult.

Overhyped oder underrated?

Beides.

Ist es erfüllend, mit KI zu arbeiten?

Auch beides. Denn nicht alles, was ich rein menschlich tue, erfüllt mich. Andersherum kann ich aber mit KI in den kreativen Flow finden.

Foto: ITU/Rowan Farrell

Worauf kommt es dann an?

Aufs Tool. Aber noch mehr auf mich – wie ich mit dem Tool umgehe.

Wie gehst du denn mit Tools um?

Liebevoll und skrupellos. Je deutlicher meine Vision, desto krasser die Zusammenarbeit mit KI.

Was kann KI in deinem Feld noch nicht?

Poetry. Sie dichtet eher platt im abab-Schema – das finde ich aber schön: Ist doch super, dass sie auch noch nicht mit Metaphern kann!

Wir brauchen keine AI, um schlechte Musik zu machen. Das kriegen wir sehr gut allein hin. – Jovanka von Wilsdorf

Hast du mit KI auch komplette Fails gelandet?

Immer wieder. Ist das nicht eine gute Neuigkeit? Fails – ganz wichtig – passieren immer dann, wenn man sich zu sehr auf die KI verlässt.

Was ist anstrengender mit KI?

Dass sie eine neue Technologie ist und wir vor einem „Buffet-Problem“ stehen. Es ist ein Gewimmel da draußen!

Was tun?

Finde heraus, welche Tools wirklich zu dir passen und dann, wie du mit ihnen umgehst.

KI schlägt Mensch, weil?

Weil sie kein Ego hat. Ich kann ihr im Sparring nicht auf den Schlips treten. Und wenn ich es will, liefert sie mir auch nachts um 3:00 Uhr eine achte Perspektive – ohne genervt zu sein oder mich für irre zu halten.

Daran könnte man sich gewöhnen.

Deswegen müssen wir trainieren, in der Menschlichkeit zu bleiben. Und auch trainieren, unsere Menschlichkeit zu verfeinern. KI fördert uns, sie fordert uns aber auch krass. Genau das finde ich so spannend daran!

Mehr zur Arbeit von Jovanka von Wilsdorf findest du hier: www.jovanka-von-wilsdorf.de

Interview & Text: Despina Borelidis

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