Luisa Kahlfeldt hat mit Sumo eine nachhaltige Windel entwickelt, die nicht nur Kinderpopos schmeichelt, sondern auch der Umwelt – und dem Auge. Denn Sumo ist nicht nur umweltverträglich, sondern die wohl am besten designte Windel der Welt.
Ein Windel-Start-up war nicht gerade ein naheliegender Traum, wenn Luisa Kahlfeldt früher über das Thema Selbstständigkeit nachdachte. „Ich will gründen, das war mir schon lange klar. Aber dabei dachte ich eigentlich eher an ein Designbüro.“ Kein Wunder, die 32-jährige Berlinerin ist schließlich Produktdesignerin. Es geht ihr um schöne Gestaltung. Einerseits. Und dass die Dinge etwas taugen. Den Alltag leichter machen. Und die Welt, wenn möglich, ein Stückchen besser: „Nachhaltigkeit ist im Designbereich schon seit Jahren ein großes Thema. Ich will etwas gestalten, was wirklich einen Impact hat.“
Wickeln muss sein, aber Müll nicht.
Auf die Windel kam sie eher per Zufall. „Ich hatte mich mit nachhaltigen Textilien beschäftigt und einen Stoff aus Naturfasern entwickelt. Für den suchte ich nach Anwendungsgebieten. So stieß ich auf Stoffwindeln.“ Ziemlich hässlich, fand sie, was es damals auf dem Markt gegeben habe, jedenfalls in Deutschland. Und alle aus Plastik, also auch nicht das Wahre, wenn man sich als werdender Papa oder Mama wirklich für ein nachhaltiges Produkt interessiert. In Deutschland landen schätzungsweise sieben Millionen Windeln pro Tag im Müll. „Wickeln muss sein“, sagt Luisa, „aber Müll nicht.“
Sie machte sich an die Arbeit. Für die ersten Prototypen ihrer nachhaltigen Sumo-Windel wurde sie 2019 mit dem Swiss James Dyson Award. Später, im Jahr 2021, erhielt sie den Deutschen Nachhaltigkeitspreis und den Red Dot Design Award. Man kann sagen: Mission erfüllt. Zumindest Teil eins davon: Die schöne Gestaltung des Prototyps.
Teil zwei wurde komplizierter. Unternehmensgründung. Investorensuche. Produktentwicklung. Und dann ab auf den Markt damit!
2019 gründete sie gemeinsam mit ihrem Co-Founder Caspar Böhme „Sumo“. Drei Jahre tüftelten die beiden an der Windel und versuchten sich an der perfekten Balance aus Gestaltung, praktischem Nutzen und Umweltverträglichkeit: „Nur weil etwas nachhaltig ist, wird es nicht gekauft. Umgekehrt macht Design auf Kosten der Umwelt auch keinen Sinn. Gute Gestaltung kann guten Produktideen einen unglaublichen Mehrwert geben. Die Menschen kaufen Dinge, wenn sie gut funktionieren und sich zugleich schöner anfühlen.“
Manches hat uns zig Versuche und einige schlaflose Nächte bereitet, aber jetzt können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein.
Und vor allem sei ihr klar gewesen: „Die Windel kann so schön aussehen, wie sie will. Wenn die nicht wirklich saugt, haben wir verloren.“ Das Innenleben der nachhaltigen Windel hat es in sich. In Zusammenarbeit mit Europas führenden Textilinstituten und Fabriken entstanden funktionale Textilien, die das Kunststück vollbringen, Babypos gleichermaßen zu schonen wie die Umwelt und die Nerven der Eltern.
„Manches hat uns zig Versuche und einige schlaflose Nächte bereitet, aber jetzt können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein“, sagt Luisa: Das funktionale Gewebe namens Lyocell absorbiere Feuchtigkeit 50-mal effektiver als Baumwolle, sei dabei aber „unglaublich angenehm auf der nackten Haut zu tragen.“ Die Außenhülle bestehe aus einem atmungsaktiven Jerseystoff, der mit einer ultradünnen PU-Membran beschichtet ist, um ihn wasserdicht zu machen. Und auch im Saugkern kommen Spezialfasern aus Viskose zum Einsatz, die Sumo gemeinsam mit einem hochspezialisierten Textilunternehmen aus Deutschland entwickelt hat.
Ich will in meinem Tun etwas zur Kreislaufwirtschaft und zur Nachhaltigkeit beitragen.
Anfang des Jahres 2023 brachte Sumo die fertige Windel auf den Markt. „Nach Deutschland verkaufen wir die meisten Windeln in den USA. Dort sind Stoffwindel-Wasch-Services etabliert, sodass es eine hohe Nachfrage gibt.“ Das Unternehmen wächst und Luisas Prognose fällt optimistisch aus: „Es gibt so viele Produkte, die vor ein paar Jahren noch vollkommen ausgefallen waren und inzwischen eine Verbreitung erreicht haben, die keiner erwartet hätte. Alle wollen nachhaltiger leben und zugleich schönere Produkte um uns haben. Ich schätze, dass immer mehr Leute potenziell Stoffwindeln benutzen werden.“
Da könnte sie recht haben. Bisher jedenfalls seien die meisten Eltern „richtig begeistert“, erklärt Luisa. Und sie selbst ist das auch. Ihre Mission ist es schließlich, Produkte zu entwerfen, die tägliche Rituale schöner machen und den Eltern das Leben so einfach wie möglich machen: „Und ich will in meinem Tun etwas zur Kreislaufwirtschaft und zur Nachhaltigkeit beitragen.“ Scheint, als sei ihr das gelungen.
Hier geht’s zur Webseite: www.sumobaby.com