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Künstlerin Volane in ihrem Atelier in Berlin - Beitragsbild von Lexware Tell Your Story

Eine Frage der Perspektive

„‘Ne heiße Mischung aus avantgardistischem Shit mit‘ ner Briese Urban Crackhead Art - simpel VOLANISMUS, die Schönheit des alltäglichen Ekels“ so beschreibt Künstlerin Volane ihren einzigartigen Stil. Seit 2010 erschafft die 37-jährige Kunstwerke mit gesellschaftlich tabuisierten Motiven. Ihr Ziel: Mit ihrer Kunst den Blick auf jene Dinge lenken, die in unserer Gesellschaft häufig nur wenig Aufmerksamkeit finden. Wir sprachen mit ihr über ihre Arbeit und die Selbstständigkeit.

Künstlerin Volane in ihrem Atelier in Berlin - Beitragsbild von Lexware Tell Your Story

Wie bist du zur Selbstständigkeit gekommen? Gab es einen Schlüsselmoment, der dich dazu bewegt hat?

An dem Tag, an dem ich beschlossen habe, mich selbstständig zu machen, war ich auf einer Hausparty. Dort sagte ein Partygast zu mir: „Wenn du über das Malen redest, siehst du so glücklich aus. Mach das doch beruflich.“ Und da ich zum dem Zeitpunkt die unglücklichste Schulsekretärin der Welt war habe ich direkt meine Kündigung geschrieben.

Und dann?

Ich habe alle möglichen Jobs angenommen unter anderem als eine Art Ghost- Illustratorin für Lehrbuchverlage. Als ich darauf keine Lust mehr hatte, habe ich mir Spraydosen gekauft und bin in die Graffitiszene abgedriftet. Nach einiger Zeit habe ich dann beschlossen, auf Leinwand zu malen und meine Bilder zu verkaufen.

Wie verliefen deine ersten Schritte in der Selbstständigkeit?

Als ich angefangen habe mich selbständig zu machen, hatte ich überhaupt keine Ahnung von Unternehmensgründungen oder Firmenformen. Da habe ich einfach beim Finanzamt angerufen und habe gesagt: „Ich möchte meine Bilder verkaufen.“ Erst dann bin ich Stück für Stück in die Selbstständigkeit hineingewachsen. Die Probleme, die man lösen muss und die Herausforderungen, denen man sich stellt, kommen ohnehin von allein. Ich lerne gerne beim Machen.

Das kunstschaffende Gewerbe wird oftmals belächelt und als brotlose Kunst abgestempelt. Wie gehst du damit um?

Mit der Kunst habe ich mir eine stark bespielte Nische ausgesucht. Dennoch denke ich, dass ich Themen und Content behandele, die viele Menschen nicht auf dem Schirm haben. Ich male eben keine allgemeinverträglichen, als Kunst akzeptierten Berge, Flüsse oder die hübschesten Tulpen.

Ich male alltägliche Dinge, deren Schönheit man oft gar nicht wahrnimmt oder ihre Existenz teilweise sogar lieber ausblendet. Wie oft hast du dir schon mal angeschaut, wie schön so ein benutztes Kondom eigentlich aussieht, oder wie wohl geformt so ein Tampon ist, wenn sich das rot durch die Fasern zieht. Wie wunderschön das Wort Nutte eigentlich ist - sowohl phonetisch als auch grafisch.

Hierdurch grenze ich mich ganz gut von anderen Künstler:innen ab, sodass ich mir selbst keine Sorgen um meine Daseinsberechtigung als selbstständige Künstlerin mache.

Wie sieht der grobe Entstehungsprozess deiner Kunst aus?

Als erstes habe ich eine Idee, zu welcher ich mir in der Regel eine Skizze anfertige. Dann mache ich ein Foto von dem Motiv, um die Positionierung der Objekte festzulegen. Anhand dieser Fotografie entsteht dann mein gemaltes Bild.

Meistens ist es so, dass ich erst das Motiv male und im Anschluss der Hintergrund dazukommt. Meine Kunst erschaffe ich mit einem selbstentwickeltem Marker-Airbrush-System. Ich male nicht mit Pinsel, da ich es hasse, wenn sich Pinselspuren und Rillen bilden. Ich liebe es, wenn Dinge wie gedruckt aussehen oder gar fast werblich.

Meine Werke sind alle Unikate. Wir machen zwar auch Kunstdrucke mit unserem Label, aber auch diese werden immer leicht abgeändert.

Du malst Motive, die manche Menschen als anstößig empfinden. Dafür wirst du im Netz hin und wieder kritisiert. Wie gehst du mit Kritik um?

Wenn mich Menschen im Internet kritisieren, weil sie finden, dass so etwas alltägliches wie ein Tampon nicht auf eine Leinwand oder ins Internet gehört, dann interessiert mich das gar nicht. Was wer wie schön findet, juckt mich nicht.

Wenn sie meine Kunst nicht mögen, dann sind es einfach nicht die Menschen, die sich von meiner Arbeit angesprochen fühlen. Gleichermaßen finde ich es gut, wenn auch vermeintliche Kritiker sich dadurch triggern lassen, weil jede Konfrontation mit alltäglichen Thema wie Periode, Weiblichkeit Verhütung etc. grade für die wichtig ist, die sich diesen Themen so sehr versperren. Man kann mich zur Not ja auch einfach blockieren, wenn es einem zu viel wird.

Kritik an meiner Person oder meiner Arbeit trifft mich erst dann, wenn sie von Menschen kommen, die mir wichtig sind, mir nahestehen oder wenn mir deren Expertise einen Mehrwert gibt.

Welche Personen verbergen sich hinter Volane?

Volane bin grundsätzlich ich als Künstlerin. Aber meine Kollegen Joschi und Louis stehen immer an meiner Seite. Ohne die beiden wäre Volane in diesem Sinne nicht möglich. Joschi unterstützt mich bei allem Organisatorischen, was ich nicht machen will, wie beispielsweiße die Buchhaltung oder allem administrativen, was unser Label Buttwich betrifft. Louis kümmert sich hingegen um künstlerischen Aufgaben. Dazu gehört unter anderem der Bau der Keilrahmen, Erstellen von Schriftzügen oder das Kreieren der Hintergründe.

Im Hintergrund erhalten wir aber durchaus auch freiwillige Unterstützung von Menschen aus unserer Online-Community, wenn es zum Beispiel um das Setup unseres Live Streams geht.

Wie behältst du deine Finanzen im Blick?

Grundsätzlich rate ich jedem, sich ein Geschäftskonto anzulegen, sobald man sich selbständig macht. Denn egal ob man Kleinunternehmer:in oder solo-selbständig ist: Die Buchhaltung ist meiner Meinung nach das allergrößte Übel und je sortierter man das betreibt, umso leichter hat man es.

Mit separaten Geschäftskonten habe ich meine Finanzen klar strukturiert und bin auch in meinem Inneren wesentlich sortierter – denn ich habe so einen viel besseren Überblick über all meine Einnahmen und Ausgaben.

Da ich niemand bin, der gerne und lange am Tisch sitzt, ist es mir sehr wichtig, meine Buchhaltung auch jederzeit von unterwegs tätigen zu können. Außerdem lege ich Wert darauf, dass all meine Belege gut in Buchhaltungssysteme eingepflegt werden können. Also alle Programme und Systeme, die ich nutze, sind meistens App-basiert.

Was empfiehlst du anderen Selbstständigen?

Ich denke eine Passion und Wille sind die Schlüssel zum Erfolg. Was man lernen muss, ist ein Bewusstsein dafür zu kriegen, dass sich nicht jeder Tag nach Erfolg anfühlt, es gibt immer mal wieder Rückschläge. In der Summe ist es aber so, dass man Erfolg hat, wenn man sich traut auch die vermeintlich erfolglosen Tage durchzuziehen.

Mehr zu Volane unter: volane.de

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© Foto Credits:
Volane

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