Grüne Blätter

Green Finance: Sieben Empfehlungen für Nachhaltige Investments

Claudia Müller ist Gründerin des Female Finance Forums, das Frauen im Umgang mit Geld und nachhaltigen Investitionen weiterbildet. Zuvor arbeitete die studierte Ökonomin u.a. bei der Deutschen Bundesbank als Verantwortliche für Green Finance. Uns verrät sie ihre besten Finanztipps im exklusiven Interview.

Portraitfoto von Claudia Müller, Gründerin von Green Finance.

Hohe Inflationszahlen, fallende Aktienkurse: Ist Investieren jetzt eine gute Idee?

Ja, jetzt ist eine super Zeit! Gerade wegen der noch immer anhaltenden Inflation, gerade wegen der abstürzenden oder sich seitwärts bewegenden Kurse: Investieren ist jetzt ein Muss. Denn das Geld, das aktuell auf dem Sparkonto liegt, verliert durch den Kaufkraftverlust an Wert. Ohne Investitionen werden wir kaum gegen die Inflation ankommen. Da helfen auch die mittlerweile ansehnlichen Zinsen auf unserem Tagesgeldkonto nicht. Für Neuinvestoren ist ein Börsencrash wie ein Sommerschlussverkauf: Alles, was jetzt zu günstigen Konditionen eingekauft werden kann, wird langfristig profitabel sein

Nachhaltig und rentabel. Geht das überhaupt bei grünen Investments?

Absolut. Kein Investor muss sich bei Green Investments zwischen Profit oder Purpose entscheiden. Investitionen sind keine Spenden. Plus: Es gibt keinerlei Indiz dafür, dass nachhaltige Geldanlagen weniger rentabel sind. Im Gegenteil, es ist statistisch und wissenschaftlich belegt: Nachhaltige Geldanlagen können sogar besser laufen als herkömmliche

Grüne ETFs oder Klimafonds: Was performt besser?

Beim klassischen Aktienfonds setzen Investoren auf Fondsmanager. ETFs folgen dagegen einem Algorithmus. Der große Unterschied zwischen den beiden: ETFs sind günstiger. Und sie machen keine Fehler. Aber: Geht es um die Nachhaltigkeit der Investitionen, dann agiert ein Fondsmanager besser als ein ETF. Warum? Weil Menschen hinter das Hochglanz-Image von Unternehmen blicken können. Ein ETF vermag das nicht. Daher gilt: Ist Nachhaltigkeit das oberste Ziel, sind Investoren bei Fondsmanagern besser aufgehoben. Sie können Unternehmen prüfen, beispielsweise indem sie sich die Fertigungsprozesse eines Unternehmens direkt vor Ort ansehen.

Stichwort „Impact Investing“: Hat es einen Effekt, grün zu investieren?

Ja, und zwar gleich in zweierlei Hinsicht. Erstens: Wir werden zukünftig noch nachhaltiger leben müssen. Warum dann noch in fossile Energien investieren? Die Art und Weise, wie wir in die Zukunft investieren, ist ein wirksamer Hebel. Er kann das System verändern. Zweitens: Die nachhaltige Geldanlage – das hat sich über die vergangenen 15 Jahre deutlich gezeigt – bringt langfristig bessere Rendite. Ergo: Investoren und Anleger profitieren auch persönlich von einer nachhaltigen Strategie. Allem voran aber gilt: Damit Privatanleger einen Impact schaffen, müssen sie überhaupt beginnen zu investieren. Noch zeigt sich: Die Deutschen investieren bislang zu wenig. Geht das so weiter, kommen sie nicht gegen die institutionellen Investoren an.

Anfängerfehler und Fallstricke

Nicht zu investieren: Investieren ist keine Option, sondern ein Muss. Dafür müssen wir nicht reich sein. Fehlende Strategie und zu häufiges Rebalancieren: Überstürztes, planloses und sprunghaftes Investieren kostet viel Geld. Andauernd die Depots zu checken, führt in der Regel zu sofortigen Renditeverlusten. In Einzelaktien investieren: Finger weg! Sie können zum Zocken verleiten

Was sind die ersten Schritte in nachhaltige Investments?

Zunächst eine Grundlagenprüfung und die eigene Finanzplanung. Man sollte nie den Notgroschen investieren. Im nächsten Schritt eine fundierte Recherche: Nachhaltigkeit ist ein Riesenmarkt, in den sich sehr breit investieren lässt. Ganz klar gehören erneuerbare Energien dazu – aber eben nicht nur. Themen wie Robotik, Wasserwirtschaft, Health-Themen – im Speziellen die alternde Gesellschaft und Frauengesundheit – bilden allesamt unsere Zukunft und Lebensqualität ab. Wenn Anleger bei ihren nachhaltigen Investments zusätzlich ihre persönlichen Interessengebiete verfolgen, wird die Strategie rund. Und erfolgversprechend! Aber Achtung: Solche thematischen ETFs sollten nur eine Beimischung sein, beispielsweise in einem Core-Satellite-Model.

Nachhaltige Investments: Wo wird man fündig?

Gute unabhängige Quellen sind unter anderem die Stiftung Warentest, das Forum Nachhaltige Geldanlagen, das Magazin Eco-Reporter und die Verbraucherzentrale.

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