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Irnis steht auf einer Wiese und fotograftiert mit einer Spiegelreflexkamera - Beitragsbild von Lexware Tell Your Story

„Über Umwege, zu dem was Du liebst.”

Auf dem Weg zum selbstständigen Fotografen hat Irnis Kubat einen kurvigen Weg hinter sich gebracht. Erst arbeitete er als Mathelehrer in seinem Geburtsland Bosnien, wanderte dann nach Deutschland aus und schlug sich 12 Jahre als Paketfahrer durch. „Das war mein Glück! Manchmal musst du Umwege gehen, um am Ende das tun zu können, was du liebst.“

 Portrait von Irnis vor gelben Leinwand - Beitragsbild von Lexware Tell Your Story

Daheim, in Ketsch bei Heidelberg, ist Irnis Kubat inzwischen bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Vor 12 Jahren war das anders: „2011 kam ich nach Deutschland. Da kannte ich hier keinen Menschen außer meiner Frau. Und sprach kein Wort Deutsch.“

In seinem Geburtsland Bosnien war er Lehrer für Mathematik und Informatik, in Deutschland erstmal arbeitslos – „was fängt man hier schon mit einem bosnischen Lehrerdiplom an?“ Also erstmal arbeiten, dachte sich Irnis. Und wenn schon nicht als Lehrer, dann eben als Paketbote.

Vielen Menschen gilt das als ziemlich mühselige Tätigkeit: Lange Schichten im Transporter. Von Haus zu Haus gurken. Schwere Pakete treppauf und oft genug wieder runter schleppen. Für Irnis war der Zustellerjob im Rückblick „das Beste, was ich tun konnte.“ Denn er lernte nicht nur die Straßen seiner neuen Heimat kennen, sondern vor allem die Menschen. Und zwischen „Hallo“ und „Tschüss“ an den Haustüren lernte er, mit den Menschen zu sprechen. Irnis biss sich durch, anfangs mit Charme und vielen wortlosen Gesten. Bald in immer flüssigeren Worten. „Deutsch ist nicht gerade leicht zu lernen“, sagt er heute.

Ich glaube schon, das ist so ein spezielles Migrantending: Hinfallen, wieder aufstehen, weitermachen. Und diese Mentalität: ich habe nichts zu verlieren, sondern eine Welt zu gewinnen.

Nach einem halben Jahr bestand er den Sprachtest für Zuwanderer: „Was bedeutete: Ich konnte bleiben und hatte eine Perspektive.“ Sein Ziel: Eine Existenz aufbauen. „Mein Mindset ist ja ackern, ackern, ackern. Das habe ich von meinem Vater gelernt. In Bosnien, während des Kriegs, haben wir erlebt, was es heißt, nichts zu haben und von der Hand in den Mund zu leben. Das war hart, ging aber auch.“  

Darum habe er in allem, was er tat, „nur eine große Chance gesehen.“ Im Job als Paketfahrer, über den andere oftmals nur die Nase rümpfen, ebenso wie später dann, als er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte: „Ich glaube schon, das ist so ein spezielles Migrantending: Hinfallen, wieder aufstehen, weitermachen. Und diese Mentalität: ich habe nichts zu verlieren, sondern eine Welt zu gewinnen.“  

„Ich wollte über meine Zeit selbst bestimmen – und das tun, was ich liebe: Die Fotografie.“ Zunächst arbeitete er an den Wochenenden als Hochzeitsfotograf und drehte wochentags seine gewohnten Runden im Transporter. „Es lief immer besser. Ich wagte den Schritt in die Selbstständigkeit.“ Dann kam Corona. Abgesagte Hochzeitsfeste, Auftragseinbruch, wieder ein Aushilfsjob, diesmal in einem Lager.

Ich hatte einfach den Mut, unkonventionelle Wege zu gehen, um meine Ziele zu erreichen. Und ich habe immer in meine eigenen Fähigkeiten vertraut.

Erfolgreiche Gründer:innen charakterisiert vor allem, dass sie nach einer Niederlage nicht aufgeben, sondern gestärkt wieder aufstehen. Irnis stand auf. Für ihn eröffnete die Selbstständigkeit eine Chance, seine Lebensumstände und sein Einkommen aus eigener Kraft zu verbessern: „Wenn man ein Ziel für sich gefunden hat, ist das schon die halbe Miete“, sagt er.  

Aber eben nur die halbe: Gründer:innen mit Migrationshintergrund müssen oftmals stärkere Widerstände überwinden. Finanzierungen etwa sind schwerer zu bekommen, die ohnehin oftmals hohen bürokratischen Hürden werden durch die Sprachbarriere noch etwas einschüchternder, Migrant:innen fehlt oft Zugang zu bestehenden Netzwerken – Irnis schuf sich sein Netzwerk selbst. Als Paketbote und in sozialen Medien, wo er Kundschaft findet.  

Inzwischen hat sich Irnis als selbständiger Fotograf für Personal Branding und für Unternehmenskunden etabliert: „Ich hatte einfach den Mut, unkonventionelle Wege zu gehen, um meine Ziele zu erreichen. Und ich habe immer in meine eigenen Fähigkeiten vertraut.“ Sein Geschäftskonzept ist simpel: „Ich will authentische Fotos machen, die echte Menschen zeigen.“ Echte Geschichten und nichts verstecken. So wie sein eigener Werdegang. Das, sagt er, komme gut an. „Wir sind doch alle nicht perfekt, aber original.“

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Irnis Kubat

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