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Bild von Louisa vor weißem Hintergrund - Beitragsbild von Lexware Tell Your Story

Macherinnen von Morgen für mehr Nachhaltigkeit

Louisa Dellert ist Unternehmerin, Autorin, Moderatorin und Beraterin. Sie hat eine halbe Million Follower:innen in den sozialen Medien zu den Themen Nachhaltigkeit und Politik. Louisas Motto: Talk less, Do more. Im Interview verrät sie, was sie antreibt, warum sie selbstständig geworden ist und warum wir eigentlich doch viel mehr und nicht weniger miteinander reden müssen.

Lächelnde Louisa steht vor einer orangenen Wand- Beitragsbild von Lexware Tell Your Story

Louisa, Wenn du dich in dein 10-jähriges Ich zurückversetzt – was wolltest du damals werden?

Louisa: Ich wollte Animateurin werden.

Wow, klingt außergewöhnlich! Wie kam es dazu?

Louisa: Ich war damals mit meinen Eltern im Cluburlaub: Dort gab es Animateure, die auf der Bühne Musicals aufgeführt oder im Kinderclub auf die Kids aufgepasst haben. Und abends gab‘s dann Kinderdisco – und das fand ich cool. Damals, als Kind, war mir noch nicht bewusst, dass es ein privilegierter Berufswunsch ist. Ich habe vor allem gesehen, dass die Leute glücklich sind, und deswegen wollte ich das auch gerne machen. Weil es einfach nach Spaß und nach Glücklich-sein aussah.

Wann war der Zeitpunkt als du dachtest, dass es das vielleicht doch nicht wird?

Louisa: Das war, als ich mal für eine Woche reinschnuppern durfte. Ja, ich habe es tatsächlich ernst gemeint und ein Praktikum gemacht! Dass es ein stressiger Job ist, das wusste ich schon. Aber nach der Woche habe ich gemerkt, dass es nicht das ist, was ich will. Viele Urlauber, die diese Dienstleistung in Anspruch genommen haben, waren nicht freundlich und dankbar – und das passte nicht zu meinem ursprünglichen Antrieb.

Du kommst aus einer Selbstständigen-Familie, dein Vater hat eine Dachdeckerei. Hat dich das in deiner tatsächlichen Berufswahl beeinflusst?

Louisa: Ja, auf jeden Fall! Nicht nur mein Vater, auch meine Oma und mein Onkel haben Dachdeckerbetriebe. Ich komme aus einer absoluten Selbstständigen-Familie und daher war das für mich immer prägend!

Louisa steht in Winterjacke auf einem Berg
Wenn ich eine Idee habe, will ich das immer direkt umsetzen. Ich hatte schon immer das Gefühl: Hey, probiere es einfach aus, wenn du die Möglichkeit hast!
Louisa Dellert

Wie hat sich das geäußert?

Louisa: Wenn ich eine Idee habe, will ich das immer direkt umsetzen. Ich hatte schon immer das Gefühl: Hey, probiere es einfach aus, wenn du die Möglichkeit hast! Das haben mir alle in meiner Familie so weitergegeben. Für mich war schon immer klar, dass ich beruflich entweder eigene Ideen verwirklichen würde oder dabei helfe, den Familienbetrieb und die Selbstständigkeit nach vorn zu bringen. Das habe ich dann auch getan: Nach einem kurzen Ausflug in die Veranstaltungsbranche bin ich dann im Familienbetrieb bei meinem Vater gelandet. Er brauchte Hilfe und sagte „Du kannst doch hier eine Ausbildung machen und dich austoben.“ Hört sich erst einmal nach der etwas gemütlicheren Alternative an, aber ich kann sagen: Mit dem eigenen Vater zusammenzuarbeiten ist rückblickend nicht immer einfach!

Die Selbstständigkeit war bei dir also gewissermaßen „erblich“. Nachdem du dann deinen eigenen Weg beschritten hast und in den sozialen Medien als „Fitfluencerin“ groß geworden bist, musstest du früh auch mit Rückschlägen umgehen. Wie war das?

Louisa: Ja, mein Weg als Fitness-Influencerin hat mich leider ins Krankenhaus geführt. Rückblickend war der Weckruf meines Körpers aber auch ein Wegweiser: Ich habe einfach in mich hineingefühlt und gemerkt: Das Thema Fitness überfordert mich. Mich immer zu vergleichen und zu optimieren. Und dann habe ich mir Zeit gegeben und irgendwann kam dann von selbst das Thema der Nachhaltigkeit auf meinen Radar. Ich habe nicht danach gesucht, sondern es hatte seinen Ursprung – wieder – während eines Urlaubs, als ich den vielen Müll im Meer gesehen habe und angefangen habe, dazu zu recherchieren. Dabei habe ich gemerkt: das Thema berührt mich und das kann und muss ich nach außen tragen und mit anderen Menschen darüber sprechen. So habe ich einen neuen Weg eingeschlagen.

Ich habe einfach in mich hineingefühlt und gemerkt: Das Thema Fitness überfordert mich. Mich immer zu vergleichen und zu optimieren.

War für dich aufgeben jemals eine Option?

Louisa: Nein. Aufgeben war nie meine Intention. Es ist aber wichtig ab einem gewissen Punkt zu merken, dass es wie bisher nicht weitergeht. Und auf sich und seine mentale Gesundheit zu hören. Dann sucht man sich was Neues, indem man das Gute beibehält, um sich neu zu erfinden und neue Wege zu finden.

Wir sehen in vielen Studien, dass Frauen, die gründen, oft eher nachhaltige und soziale Ziele verfolgen. Du bist ein prominentes Beispiel dafür. Kannst du das in deinem Umfeld auch wahrnehmen?

Louisa: Auch wenn es nur eine Wahrnehmung ist, aber ja: Es sind schon eher Frauen, die sich zu diesen Themen äußern. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten Platz finden, damit sie eben genau diese sozialen Komponenten mit reinbringen. Andersherum ist es aber auch wichtig, dass Unternehmen mit starkem Purpose auch ökonomisch gut aufgestellt sind. Hier braucht es also auch die Zahlen-Komponente. Das hat mir damals bei der Gründung gefehlt.

Auf so einer Reise zur eigenen Idee können Vorbilder helfen. Wer sind und waren für dich weibliche oder männliche Role Models und wichtige Weggefährtinnen?

Louisa: Ich habe mir nie eine spezielle Person als Vorbild genommen. Ich habe mir immer sehr viele Geschichten angehört, inspirierende Menschen kennengelernt und verfolgt. Zum Beispiel die kenianische Umweltaktivistin Wangari Maathai, der ich schon sehr lange in den sozialen Medien folge. Auch der Naturforscher David Attenborough inspiriert mich.

„Weibliche Vorbilder sind unglaublich wichtig. Wenn sie nicht sichtbar sind, weiß man auch nicht, dass es sie gibt“ – sagst du im „Tell Your Story“-Magazin. Die Erfolgsgeschichten von Frauen sind noch immer oft im Verborgenen. Sind Vorbilder ein Schlüssel, um mehr Chancengleichheit zu erreichen?

Louisa: Ja, unter anderem. Weibliche Vorbilder sind ganz, ganz wichtig. Und ich sehe auch, dass immer mehr weibliche Vorbilder entstehen, wenn wir etwa auf LinkedIn schauen, wird das immer sichtbarer – es entsteht langsam ein Gleichgewicht. Das ist ein Zeichen, dass wir uns auf einem guten Weg in Richtung Chancengleichheit bewegen. Aber ich möchte betonen: Es ist auch vollkommen in Ordnung, sich männliche Vorbilder zu suchen. Vorbilder kommen aus den unterschiedlichsten Lebensrealitäten mit den unterschiedlichsten Geschlechtern und Hintergründen.

Es ist auch vollkommen in Ordnung, sich männliche Vorbilder zu suchen.

Neben Vorbildern fehlt es Frauen auch an Netzwerken. Hier entstehen immer mehr Angebote – kürzlich etwa war das große Frauen100 Event in Berlin, bei dem erstmals auch Männer unter den Gästen waren. Du warst auch vor Ort – wie hast du das empfunden?

Louisa: Das kann man gut finden oder auch nicht, wichtig ist aber, dass bei solchen Events die Männer nicht nur hinkommen und sich ablichten lassen und ein paar Hände schütteln und dann aber nichts ändern. Es geht darum, dann auch ernsthaft ins Gespräch zu gehen und Lust zu haben, dazuzulernen und Dinge zu ändern. Zum Beispiel Netzwerke, zu denen Männer Zugang haben, für Frauen zu öffnen. Zu sagen: Du musst bitte auch mal zu uns kommen und genau deine Perspektiven dalassen. Präsenz zeigen ist das eine, zu machen das andere.

„Talk less, do more“ lautet dein Motto. Warum sollten wir manchmal weniger reden und mehr machen?

Louisa: Wir sollten nicht weniger miteinander reden, wir sollten viel miteinander reden, wir sollten nur die richtigen Dinge sagen. Und dann auch das Passende tun, um dem Gesagten Taten folgen zu lassen.

Louisa, vielen Dank für das Gespräch!

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