Die Fyrce Care Gründerinnen Johanna und Lisa Maria arbeiten am Laptop

Fyrce Care packt die Zukunft bei den Eizellen

Zu nischig? Zu visionär? Also genau richtig: Mit Fyrce Care bauen Johanna Rief und Lisa Maria Ladner eine Plattform, die Frauen rund ums Egg Freezing berät, bestärkt und begleitet. Warum gründen sie ausgerechnet damit?

Die Fyrce Care Gründerinnen Johanna und Lisa Maria in einem Bällebad

„Es herrschen so viele Klischees rund um das Thema Eizellen einfrieren”, berichtet Johanna Rief von Fyrce Care. Dabei ist Grund Nr. 1 nicht etwa die Karriere: „Die meisten Frauen, die den Schritt gehen, tun es, weil sie Single sind und ihre Familienplanung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben müssen”, zitiert Co-Founder Lisa Maria Ladner eine Studie der Yale University.

„Dating ist schwerer geworden, Egg Freezing gehört auf die gesellschaftliche Agenda.” Auch deswegen haben die beiden Frauen Fyrce Care gegründet. Sie möchten Tabus begegnen, über Fruchtbarkeit aufklären und Frauen im Prozess begleiten – fachlich und emotional, „so wie es die beste Freundin täte”.

Vom Zufall zum Match: Wie alles begann

Als sich Johanna und Lisa 2011 an der Uni in Innsbruck begegnen, ahnen sie noch nicht, dass sie 13 Jahre später gemeinsam gründen würden. Während Johanna nach dem Studium in die Berliner PR- und Start-up-Szene rund um Sexual Wellness eintaucht, zieht es Lisa ins Konzernleben, wo sie auch Healthcare-Marken verantwortet.

Der Wendepunkt kommt, als Lisa eine medizinische Diagnose erhält: „Bei mir könnte eine Schwangerschaft aufgrund einer anatomischen Besonderheit schwieriger werden, teilte mir mein Arzt mit.” Sie überlegt, ihre Eizellen einfrieren zu lassen – und tut es. Die ersten Reaktionen, als sie anderen davon erzählt: verhalten.

des Gründerduo Johanna Rief und Lisa Maria Ladner von Fyrce Care
Im Coworking-Space MINDSPACE in der Berliner Krausentraßearbeiten Lisa Maria und Johanna daran, Frauen beim Egg Freezing digital zubegleiten und optimal vorzubereiten.

„Warum suchst Du dir nicht ‘nen Freund?"…

hieß es, oder „Warum akzeptierst Du nicht, wenn dein Körper sagt ‚Es ist genug.‘“ „Ich habe mich im Prozess krass allein gefühlt”, erzählt Lisa. Es war sehr schwierig, gute Aufklärung und Support zu bekommen. „In der Vorbereitung und auch emotional hat mich die Klinik im Stich gelassen.” Zuvor kündigt Lisa ihren Job und unternimmt eine Weltreise. Parallel hängt Johanna ihre vielversprechende Karriere im Unternehmen an den Nagel.

Sie reist oft nach New York, erlebt dort die Offenheit, mit der Frauen im Diner über das Thema Egg Freezing sprechen. „In unserer Heimat Österreich ist Social Freezing, das Einfrieren ohne medizinische Indikation, sogar gesetzlich verboten”, berichtet sie. Zurück in Berlin lässt ihr das Thema keine Ruhe. Aber was könnte ein passendes Businessmodell für Egg Freezing sein? Sollte sie eine Klinik eröffnen? Oder vielleicht Finanzierungsmodelle fürs Egg Freezing anbieten?

Wir telefonierten und sagten uns: Wir probieren es für ein paar Wochen. Mal schauen, wie wir viben.

„Thinking about egg freezing but not sure where to start? We got you!”

So lautet der entscheidende Post von Johanna, den Lisa im Frühsommer 2024 in Ihrem LinkedIn-Feed entdeckt. „Ich las Johannas Post exakt in der Woche, in der mir mein Arzt die Diagnose stellte. Es war wie ein Zeichen.” Das zweite folgt prompt: Vier Wochen später sucht Johanna auf LinkedIn Mitgründer:innen für ihre Plattform Fyrce Care. „Sie hat darin genau meine Expertise gelistet. Es war ein Match! Ich sah meine berufliche Zukunft mit Johanna”, resümiert Lisa.

Nahaufnahme des Gründerduos Johanna Rief und Lisa Maria Ladner von Fyrce Care
Zugeklappter Laptop mit einem aufgeklebten Werbesticker des Start-up Fyrce Care

„Mit Co-Foundern ist es wie beim Dating.“

Bis es zum Co-Founder-Match kommt, kann es sehr lange dauern. „Aber wenn es passt, dann passt es”, berichtet Johanna. „Wir telefonierten und sagten uns: Wir probieren es für ein paar Wochen. Mal schauen, wie wir viben.” Ihre Businessidee knüpft eng an Lisas persönlicher Erfahrung: Was hat ihr im Prozess des Egg Freezing gefehlt? Was können sie folglich Frauen bieten, denen es ähnlich geht?

„Das Wichtigste ist, super nah an der Kundin dran zu sein. Zu verstehen: Was sind ihre Pain Points?” Das beobachten Lisa und Johanna übrigens auch bei ihren Investor:innen: „Diejenigen, die investieren oder Interesse bekunden, sind oft Frauen, die selbst Egg Freezing gemacht haben, aber auch Männer aus dem engen Umfeld. Sie verstehen den Pain einfach.”

„Wie bei Duolingo in Kombi mit Freeletics – aber für Fruchtbarkeit“

Was ist Fyrce Care? „Wir sind die beste Freundin von Egg Freezing“, bringt es Lisa auf den Punkt. Fyrce Care bietet ein digitales Vorbereitungsprogramm, das Frauen vor dem Eizellen einfrieren oder Kinderwunsch unterstützt – mit Expertise, Tipps, Fruchtbarkeitstests, Supplements, Finanzierung „und mit einer Community”, schließt Lisa, „denn keine sollte allein durch den Prozess.”

Herzstück von Fyrce Care wird eine AI, die Frauen 24/7 mit personalisierten Tipps und ärztlich geprüften Informationen versorgt. Das Programm basiert auf pre-recorded Content und ist gamifiziert: „Wer Austausch sucht, die erste Hormonspritze geschafft hat oder die erste Woche auf das Rauchen verzichtet, bekommt Cheerleading und Support aus der Community.”

Das Gründerduo Johanna Rief und Lisa Maria Ladner von Fyrce Care stehen auf einer Treppe
Das Gründerduo Johanna Rief und Lisa Maria Ladner von Fyrce Care liegt in einem Bällebad

Zukunft? Fyrce Care baut ein ganzes Ökosystem!

Fyrce Care steht am Anfang. Die Plattform ist noch nicht live, aber das Netzwerk wächst. Parallel entscheiden sich immer mehr Frauen für Egg Freezing. In Deutschland haben sich die Zahlen in 2024 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. „Wir wollen ein ganzes Ökosystem aufbauen”, sagt Johanna. Die Vision: Fruchtbarkeit als Teil des Female Enablement.

„Vor wenigen Monaten sagte man mir in einem Investoren-Call, Egg Freezing würde in den nächsten fünf Jahren auf gar keinen Fall in Österreich legalisiert. Und nun kam eine Mitteilung vom Verfassungsgerichtshof, über das Verbot werde diskutiert”, so Johanna. „Zu speziell, zu visionär? Wir sind Gründerinnen. Dann ist es ja genau richtig.”

Mehr zu Fyrce Care und zu den Gründerinnen Johanna Rief und Lisa Maria Ladner findest du auf: fyrcecare.com.

Text: Despina Borelidis

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© Foto Credits:
Francesca Amann
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