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Fail Forward: “Man muss das Rad nicht neu erfinden”

Sascha Firtina und Marin Ivankovic, die Köpfe hinter der Social Analytics und Influencer Marketing Agentur gocomo sind in der dynamischen Welt von Social Media und Start-ups zu Hause. Hier dreht sich alles um Erfolge. Doch hinter jeder Erfolgsgeschichte liegen oft einige Misserfolge, aus denen sich wertvolle Learnings ziehen lassen. In ihrem Podcast "Auf jeden Fail" legen Sascha und Marin den Fokus auf unternehmerische und persönliche Fehltritte, um zu zeigen: Scheitern ist völlig normal und Teil des Erfolgs.

Sascha und Marin stehen in einem Hof und lächeln in die Kamera

Warum macht ihr den Podcast “Auf jeden Fail” zusammen?

Sascha und Marin: Wir bewegen uns in der Social-Media- und Start-up-Bubble. Alle präsentieren hier ständig ihre Erfolge: auf LinkedIn, in Podcasts oder in anderen sozialen Netzwerken. Wenn man das so liest und hört, verliert man schnell den Bezug zur Realität. Wir möchten unseren Zuhörer:innen den Weg erleichtern und vor allem zeigen: Du bist nicht allein.

Was hättet ihr rückblickend auf eure Gründung gern früher gewusst?

Marin: Es gibt viele Dinge, die wir hätten besser machen können. Wir sind damals komplett naiv an die Sache herangegangen. Der Social-Media-Markt war zu dieser Zeit noch relativ jung und fühlte sich an wie der Wilde Westen. Das Thema Controlling war rückblickend betrachtet ein 'Tal der Tränen'. Außerdem haben wir gelernt, dass eine UG manchmal sinnvoller sein kann als eine GmbH.

Wie definiert ihr einen Fail?

Sascha: Ein Fail ist, wenn etwas anders verläuft, als man es erwartet hat. Es gibt Fails, die man vermeiden kann, und solche, die man selber machen muss. Zum Beispiel kann man sich gut über steuerliche Angelegenheiten im Voraus informieren. Aber wenn es um die Arbeitsbelastung geht, kann niemand vorhersagen, was einen erwartet.

Ist jeder Fail automatisch ein Learning?

Marin: Nicht jeder Fail hat automatisch positive Auswirkungen. Es gibt Nuancen. Man sollte immer das kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ergebnis eines Fails betrachten. Im Übrigen lernt man aus Erfolgen mehr als aus Fehlern. Aus Fehlern kann man vermeidbare Learnings ableiten, während das Analysieren von Erfolgen aufzeigen kann, warum etwas gut verlief. Das  gilt es wiederholbar zu machen.

 Sascha und Marin stehen nebeneinander und lächeln

Ihr sprecht über Niederlagen und habt beide Kampfsport gemacht. Welche Verbindung besteht für euch zwischen Kampfsport und beruflichem Erfolg?

Marin: Im Kampfsport lernt man, mit Niederlagen umzugehen und Disziplin zu entwickeln. In meiner Jugend habe ich an Kickbox-Turnieren teilgenommen und dabei einmal richtig auf die Nase bekommen. Da habe ich mir schon die Frage gestellt, ob ich nach dem Wochenende wieder ins Training gehe. Aber darum geht es im Kern: Durchhaltevermögen zeigen und Rückschläge überwinden. Das war für mich ein gutes mentales Training und hat mein Mindset geprägt.

Wie würdet ihr die Failing-Kultur in deutschen Unternehmen beschreiben?

Sascha: Diese Kultur wird nur vereinzelt in Unternehmen gelebt, insbesondere in der Digitalbranche, während große etablierte Unternehmen oft noch problemorientiert sind. Dort erhält man mitunter immer noch harte Kritik, wenn man einen Fehler macht. Als wir von 'Auf jeden Fail' erzählt haben, wurden wir gefragt: 'Noch ein Podcast? Es gibt doch schon 10.000.'

Wie steht es um den Gründergeist im Land?

Sascha: Phasenweise fühlt man sich als Gründer sehr isoliert. Mentor:innen waren für uns daher extrem wichtig: Wir hatten Menschen in unserem Umfeld, die an uns geglaubt und ihr Wissen mit uns geteilt haben. Wir möchten das weitergeben. Mit der Initiative  „Ich mach mich selbstständig“ (IMMS) der IHK Berlin informieren wir Schüler:innen an Berliner Schulen über das Thema Unternehmertum und Existenzgründung. Wir schaffen Berührungspunkte, um jungen Menschen den Weg in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Viele Schüler:innen haben keinen Zugang zum Thema, es gibt hohe Wissensbarrieren und es fehlen Vorbilder.

Drei Ratschläge für angehende Gründer:innen von Sascha und Marin

  • Tipp 1: Kommunikation und Dialog: Sprecht mit Menschen, die Erfahrung in eurem Bereich haben. Sucht nach Personen, die ihr Wissen teilen möchten – sie existieren!
  • Tipp 2: Konzeption ist entscheidend: Viele verfolgen das Mindset “just do it”. Allerdings kann ein kurzes Herauszoomen und Erstellen eines übergeordneten Konzepts, bevor man loslegt, sehr viele Kopfschmerzen ersparen.
  • Tipp 3: Nutzt Fördermöglichkeiten: Beschäftigt euch mit Fördermitteln, die den Start erleichtern können. Es gibt Unterstützung von Universitäten, dem Bund, den Ländern und dem Arbeitsamt.
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Selina Lauch | gocomo | Adobe Stock

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