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Porträt von Joel Kaczmarek.

Lust auf Digitalisierung

Kaum einer kennt die deutsche Digitalwirtschaft so gut wie der ehemalige Gründerszene-Chefredakteur Joel Kaczmarek: Der Medienunternehmer hat mit digital kompakt einen der bedeutendsten Business-Podcasts in Deutschland ins Leben gerufen. Seit 2023 moderiert er auch den offiziellen Podcast der Bundesregierung Aus Regierungskreisen. Mit dem Netzwerk Makers & Shakers bringt er digitale Change Maker zusammen.

Joel ist umgeben von Spiegeln und lächelt in die Kamera.

Joel, hat Deutschland „Bock auf Digitalisierung?“

Joel: Es mag paradox klingen, doch Deutschland zögert, sich ganz auf die Digitalisierung einzulassen. In meinem Podcast „digital kompakt“ beobachte ich, dass besonders traditionelle Branchen wie die Gastronomie oder das Bauwesen digitale Chancen oft liegen lassen. Dabei könnten Gastronomen etwa durch Business Intelligence erfahren, welche Gerichte wann beliebt sind oder im Bau könnten smarte Heizungssysteme massiv CO2 einsparen. Es gibt also enorme Möglichkeiten für Fortschritt und Innovation. Genau aus diesem Grund habe ich den Businessclub „Makers & Shakers“ ins Leben gerufen. Es ist ein Raum, den ich geschaffen habe, um der verbreiteten Skepsis gegenüber der Digitalisierung nicht nur tatenlos zuzusehen, sondern aktiv einen Ort zu bieten, an dem die Möglichkeiten der Digitalisierung begrüßt und mit Begeisterung gelebt werden können.

Vervollständige den Satz: „Wer heute noch die Digitalisierung verschläft, der…“

Joel: …der ignoriert die Bedürfnisse einer immer digitaler werdenden Gesellschaft und spielt morgen keine Rolle mehr. Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.

Von welchem Land können wir uns in Sachen Digitalisierung eine Scheibe abschneiden und warum?

Joel: Wir können von Chinas integrativem Ansatz lernen, wo die Digitalisierung z.B. in die Stadtplanung einfließt und autonomes Fahren fördert. Israel inspiriert durch sein Transferwissen, wo militärische Innovationen den Weg in die Zivilwirtschaft finden. Die Niederlande lehren uns, von Beginn an global zu denken, während die USA zeigen, wie ein positiver Blick auf Technologie Innovationen vorantreibt. Und Länder in Afrika und dem Mittleren Osten demonstrieren, wie man mit 'Leapfrogging' technologische Sprünge macht, indem sie direkt auf mobile Technologien setzen. Trotz einiger Nachteile, wie beispielsweise Chinas Überwachungstendenzen, sind die Vorteile solcher Ansätze unübersehbar.

Du bist selbst Unternehmer. Wie digital bist du in deinen Businesses aufgestellt?

Joel: Wir sind digital auf hohem Niveau unterwegs. Durch den Einsatz von Software-Tools, KI und Automatisierung erledigen wir mit vier Personen, was einst 40 erforderte. Ein Beispiel: Terminvereinbarungen für den Podcast lösen automatisch eine Kette digitaler Aktionen aus – von Kalendereinladungen mit Video-Links bis hin zur Datenspeicherung und Inhaltsverteilung. Unsere Prozesse laufen weitgehend automatisiert ab.

Porträt von Joel Kaczmarek.
Joel sitzt an einem Tisch, hat Kopfhörer auf und spricht in ein Mikrofon.

Was sind deine Gamechanger-Tools im Business-Alltag?

Joel: TypeIt4Me ist ein Gamechanger für mich – ein Text-Expander, der kurze Tastenkombinationen in komplette Sätze verwandelt und mir stundenlanges Tippen erspart. Calendly erleichtert die Terminfindung, indem es nahtlos mit meinem Kalender synchronisiert und die Terminabstimmung mit Interessenten vereinfacht. Loom ermöglicht es mir, mein Wissen durch kurze Videos effektiv und schnell zu teilen. KI-Tools wie ChatGPT, CastMagic oder die intelligenten Funktionen von Adobes Photoshop sind ebenfalls unverzichtbar in meinem Workflow. Und nicht zu vergessen: Make und Airtable als unser Automatisierungs-Duo für Effizienzschübe.

Wann war für dich klar, dass du selbst Unternehmer werden möchtest?

Joel: Der Unternehmerfunke sprang über, als ich erlebte, wie überall Ineffizienzen unangetastet blieben und niemand die Chancen zu nutzen schien. Und man verzeihe mir die eindeutige Sprache, da dachte ich: „Fuck it, wenn niemand das angeht, mache ich es eben selbst.“ Mit diesem Satz von motivierten Menschen, die ein Problem in der Welt und eine denkbare Lösung erkannt haben, fangen für mich viele großartige Gründungen an.

Welcher Unternehmer oder welche Unternehmerin hat dir Lust aufs Gründen gemacht?

Joel: Unterbewusst vermutlich meine Eltern, die einfach eine Mentalität des Machens haben und selbst mehrmals selbstständig waren. Und dann die zahlreichen Gespräche mit Gründenden bei meinem früheren Magazin Gründerszene. Nach Interviews mit solchen Menschen, die vor Begeisterung sprühen, liegt es sehr nahe, die Ideen schweifen zu lassen. Daneben finde ich Menschen inspirierend, die sich aus einer extrem schweren Situation hin zu Resilienz und Erfolg entwickelt haben.

Du hast einen Bestseller über die Samwer Brüder geschrieben. Wie kam es dazu und welchen Einfluss hatten deine Recherchen auf dein eigenes Business?

Joel: Das Buch über die Samwer Brüder war eine Chance, aus ihren Erfolgen zu lernen und die deutsche Digitalszene zu porträtieren – von Ebay bis Zalando. Durch die Recherche konnte ich mein Netzwerk erweitern, meinen Expertenstatus stärken und wertvolle operative Einsichten gewinnen, die ich in mein Business einfließen lasse. Ich hoffe, das Buch bietet auch den Lesenden ähnlich wertvolle Erkenntnisse.

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© Foto Credits:
Dennis Reimann

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